Auf dem Weg nach Manaus

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Über die Grenze nach Brasilien

Wir sind gerade in Manaus aufgeschlagen und da gibt es wieder WeltWeitesWeb.

Durch den Weltreisenden Klaus Därr, den wir in Costa Rica trafen, bekamen wir einen Übernachtungstip, der sich wirklich entwickeln sollte. Und zwar das Camp vom freundlichen Manfred Frischeisen in Santa Elena, der letzten kleinen Stadt vor der Grenze nach Brasilien. Er ließ uns in seinem Campamento Ecológico-Ya-Koo kostenlos am Naturpool Zelten und gab uns obendrein die Adresse von Franz und Ana Birkner in Boa Vista.

Venezuela liegt also auch hinter uns und wir passieren die Grenze zu Brasilien kurz nach Santa Elena, wo Brasilianer mit Freude einen ganzen Tag lang an der Tankstelle anstehen, um venezuelanisches Benzin für 0,04 Eurocent den Liter statt für 1,00 Euro in Brasilien zu erstehen. Logisch, daß hier der Schmuggel blüht. Uns verkauft man gerade mal 10 Liter pro Bike. Ob das daran lag das wir vorgedrängelten?

Billiges Benzin für Brasilianer

Brasilianer stehen nach billigem Benzin an. Der Spritschmuggel blüht und einige haben einen Tank auf Rädern

Vor uns liegt nun eine Strecke, die ziemlich genau 1.000 km fast geradeaus verläuft. Wir fahren durch dicken undurchdringlichen Regenwald und jede noch so leichte Kurve ist eine willkommene Abwechslung.

In Boa Vista schauen wir bei Franz und Ana vorbei, die uns auch gleich freundlich aufnehmen. Wir beschließen am nächsten Morgen noch einen Tag dranzuhängen und Franz führt uns in dem Sägewerk herum, welches er hier für eine schweizer Investgruppe führt (Ich konnte meine kleine tropische Holzsammlung erweitern). Wir erfahren viel über Brasilien, da die beiden schon seit dreißig Jahren hier leben. Ana kochte wunderbar für uns und machte herrliche Säfte aus Früchten von denen wir noch nie gehört hatten.

Mangobaum

Unter einem großen Mangobaum sitzen wir im Garten der Birkners

Ana, Franz, Heiko

Ana, Franz, Heiko und die Leine an der gestreichelten Hündin

Tropenholz

Wunderschönes tropisches brasilianisches Holz im schweizer Sägewerk

Von den beiden wiederum bekamen wir die Adresse von Julio Sandoral und seinem Bruder in Rorianópolis, ca. 200 km vor dem Reservat der Waimiri-Atroari-Indianer. Julio bereitete, als wir ankamen, kurzerhand ein für Brasilien typisches Churasco (Barbecue).

Emerson, Julios Adoptivo führte mir alle ihre Hoftiere und die verschiedenen Früchte die sie im Garten anbauen vor und erklärte mir ihre portugiesischen Namen. Allerdings konnte ich mir diese nicht alle merken. Die Interessanteste war die Cupuacu-Frucht aus der weiße Schokolade hergestellt wird. Wir trinken den Saft und er schmeckt sehr gut, allerdings gar nicht wie weiße Schokolade. Das Fleisch der melonengroßen Graviola in ihrem Garten soll sehr köstlich sein.

Truthahn

Der Gemeine Truthahn macht in der Pfanne ein besseres Bild

Zicklein

Das Zicklein, welches gerade letzte Nacht geschlüpft ist, wird von Heiko zu Boden gestreichelt

Graviola

Die melonengroße Graviola wiegt jetzt schon zwei stachelige Kilo

Emerson beim Zerschneiden der Cupuacu

Emerson beim Zerschneiden der Cupuacu

Julio freut sich über sein gelungenes Essen

Julio freut sich über sein gelungenes Essen und daß es allen schmeckt

Eine Kette von superklasse Ereignissen, die mir sehr lange in dankbarer Erinnerung bleiben werden.

Regen setzt ein

Die Regenzeit, der wir schon in Costa Rica begegneten, holt uns wieder ein. Wir starten von Julio frühmorgens in Richtung Manaus.

Äquatorüberschreitung

Am 21. März 2006 überschritten wir den Äquator

Es geht immer schnurgeradeaus. Der Highway führt etwa 200 km durch das Reservat der Waimiri-Atroari-Indianer und ich hoffe, daß ich mal einige von ihnen zu Gesicht bekomme. Es ist ein komisches Gefühl, wenn man sich überlegt, daß das Fotografieren und selbst das Anhalten hier verboten sind. Nachts wird von abends 18.00 Uhr bis morgens 6:00 Uhr sogar die 200 km Highway geschlossen und jeder muß solange davor warten. Die etwa 120.000 Quadratkilometer Regenwald sind Heimat für etwa 17.000 von Französische Guayana umgesiedelten Indianern. Ein Brasilito, der die Strecke öfters fährt und uns mit seiner viel zu kleinen Honda ein Stück begleitet, meint daß die kleinen nackten Kerle sogar manchmal von der ziemlich hohen Brücke über den Alalaú springen, der die Grenze zwischen den Bundesstaaten Roraima und Amazonas darstellt.

Autowrack

Auf gerader Straße mal eben links abgebogen. Da ist wohl jemand eingeschlafen (im Indianerreservat)

Ich ertappe mich dabei, wie ich ständig links und rechts in den dichten regennassen Wald spähe und hoffe einen Indianer zu sehen, so als wäre ich in irgendeinem Schutzgebiet für vom Aussterben bedrohte Tierarten. Ist schon manchmal pervers unsere Welt und wir, die wir in ihr leben.

Großer Brasilianer - kleine Honda

Ein viel zu großer Brasilianer begleitete uns auf seiner viel zu kleinen Honda ein Stück des Weges

Boa Constrictor

Mit etwa zwei Metern Länge wurde diese Boa Constrictor plötzlich aus dem Leben gerissen
(PS: Wir haben sie nicht auf dem Gewissen)

Presidente Figueiredo

Eine unbedeutende kleine Ortschaft in der wir das letzte Mal vor Manaus übernachten. Die Posada (kleines Hotel) ist von oben bis unten und innen wie außen bunt bemalt.

Posada in Presidente Figueiredo

Die Posada in Presidente Figueiredo, innen genauso bunt wie außen

Dann erreichen wir Manaus. Die Riesenstadt mit ihren zwei Millionen Einwohnern ist steuerfreie Zone. Man wollte damit eine Zuwanderung von Menschen aus dem viel zu dicht besiedelten Süden erreichen und natürlich auch den Import von Produkten wegen der praktisch nicht vorhandene Industrie erleichtern.

Es ist halb zehn am Abend. Unser billiges Hotel mit dem klangvollen Namen »Panoramico« vermietet seine Zimmer auch stundenweise. Paare gehen aus und ein. Er, abgerissen und schmierig lächelnd, und sie, lethargisch dreinblickend und verlebt, streben der Erfüllung ihres mündlich abgehandelten Dienstleistungsvertrages entgegen.

Erste Erkundungen machen uns betroffen. Die Kosten für den Bootstrip auf dem Amazonas über Tabatinga und Iquitos nach Peru sind in den letzten drei Jahren praktisch explodiert (verglichen mit einigen Reiseführern). Offensichtlich müssen wir mit dem vierfachen Preis rechnen. Dazu kommt, daß der 1975 gebaute Highway von Manaus nach Porto Velho (ca. 1.100 km) aus finanziellen Gründen nicht mehr gewartet und nun größtenteils vom Regenwald zurückerobert wird. Er ist nur noch mit Allradfahrzeugen zu befahren. Das größere Problem für uns würde der Transport des Benzins für die ganze Strecke darstellen, da es keine Servicestationen mehr gibt. Heikos Tank fast 18 Liter, er hätte also fast 40 Liter auf seinem ohnehin schon schwer beladenen Bike unterzubringen. Davon wollte er überhaupt nichts wissen. Es wäre aber wohl auch ein wirkliches Abenteuer mit nicht kalkulierbarem Risiko geworden.

Wir werden wohl wieder eine harte Entscheidung treffen und unsere geplante Reiserute drastisch kürzen müssen. Außerdem werden wir den Rest der Strecke wohl etwas schneller bewältigen. Bedauerlicherweise wird wohl Peru, auf das wir uns beide sehr gefreut haben, aus der Route gestrichen.

Aber wie wir uns letzten Endes entscheiden, hängt von den Transportbooten ab, deren Angebote wir morgen einholen werden.

Kleine Boote im Flußhafen von Manaus

Tausende kleiner Boote im Flußhafen von Manaus

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Beyond Pictures Landkarte Amerika